HISTORIE

TB Classics - Ein Leben für die mobile Leidenschaft

1968 fing es an – der 100 PS Käfermotor!

Die Sonntage als Schrauberbraut verbracht, die hinteren Befestigungsschrauben mit den feingliedrigen Fingern fest gedreht, dann die Probefahrt – JUBEL – bis zum Platzen des nicht ausreichend gekühlten neuen Motors.

Viele kennen und erinnern sich bestimmt, solche oder ähnliche Erfahrungen gemacht zu haben.

Die Harleys und der Hühnerstall

Später dann nach dem Studium und schon im Beruf die Bekanntschaft und Freundschaft mit dem ersten Harley Davidson Direktor Deutschlands – Sam Brustas. Die Frage an uns: „Wollt ihr nicht eine Harley-Vertretung übernehmen?“ Damals überlegte man nicht: „stimmt die Finanzierung“ etc. – nein! Es wurde im Dorf ein Hühnerstall gemietet, angestrichen und der Verkaufsraum war fertig. Ein Mechaniker aus der Nachbarschaft war schnell gewonnen, der auch fleißig Harley-Fortbildungs-Kurse in Groß-Gerau machte. Und wir waren glücklich als dann die ersten Maschinen verkauft wurden. Bald kamen in den MOTO LADEN noch einige MAICO’s, Yamaha XT500 und die Enduro CAGIVA. Und ich erinnere mich an eine Ducati 900, eine SS MV Augusta Super Amerika und eine Triumph Silver Jubilee.

Offensichtlich gefielen diese auch einigen jungen Leuten so gut, dass eines Nachts die ganzen Raritäten verschwanden. Der Hühnerstall war ja nicht gerade einbruchsicher.

Den jungen Schäferhund, den wir daraufhin zum Bewachen der Räume über Nacht einsperrten, fanden wir morgens vor unserer Haustür und das Garagentor stand offen – sämtliche Plastikriegel und der Türgriff waren von ihm abgenagt! Es wurde also eine Alarmanlage installiert und der Hund durfte bei seiner Familie bleiben.

Die erste Englandreise und der Bentley MKVI

Aus England kamen immer mehr Pretiosen hinzu. Da traf es sich gut, dass Omi uns eine größere Geldsumme gab, um dafür das Dach neu decken zu lassen – denn es regnete an mehreren Stellen hinein. Vorläufig jedenfalls stellten wir noch einige Plastikeimer mehr auf und kauften einen wunderschönen Bentley MKVI in Schwarz mit cognacfarbenen Polstern und mit Krönchen bestickten Schonbezügen (der Reisebericht aus dem Veranstaltungsheft zu den 1. Frankfurter Oldtimertagen ist sehr lesenswert!). Dieser Bentley war die folgenden 12 Jahre in unserem Besitz und ist in einigen Filmen und auf vielen Werbefotos zu sehen.

Ein Dino Ferrari wurde gegen einen Jaguar XK120 Coupé eingetauscht und nach der Restauration fanden wir fast eine Ähnlichkeit mit einem Bugatti! Beim Schrauben und Restaurieren half inzwischen unsere kleine Tochter. Zu dieser Zeit fanden in unserem alten Fachwerkhaus auch Kunstausstellungen statt. Keramische Plastiken von meinem Mann, sowie diverse Arbeiten seiner Schüler. Die Töpferei und das Fertigen von großen Plastiken, später Skulpturen aus Stahl war ein weiteres Hobby des Formen-Liebhabers.

Es war eine „Turbo“-Zeit, mit Kind, Katze, Hund, Norwegerpferdchen, einer alten Scheune, die wir zum Wohnen ausbauten und dem MOTO LADEN. Manch einer war erstaunt mit einer Frau über das Thema Oldtimer reden zu können. Eines morgens war telefonisch ein Herr Kraus angekündigt, welcher 4 Speichenräder abholen wollte. In unserem kleinen Laden – 10 Min. von Wiesbaden – stand er plötzlich vor mir! Der Schwarm vieler Frauen. Peter Kraus! Sehr, sehr nett!

Classic Cars Wiesbaden

Alles wurde zu klein und so zogen wir 1985 in größere Räume nach Wiesbaden. Wir wurden Classic Cars Wiesbaden – Agentur für klassische Automobile. Der Amerika-Import boomte. Viele alte Fahrzeuge (mit allerlei Technik im Kofferraum, wie z.B. erste Faxe oder „Knochen“) wurden abgeladen. Englische Jaguar MKII, XK‘s, E-Typen, Austin Healey‘s, Triumph, auch Stag, Frösche etc. Italiener, wie Alfa Giulietta, Alfa 2000, auch einige Ferrari waren dabei. Der Kundenkreis vergrößerte sich und wir veranstalteten viele schöne Feste wie Modenschauen, Basare, organisierten Ausfahrten u.v.m.

Rotkäppchen und die verbrannten Fingerkuppen

Die Oldtimerrennen am Nürburgring, Hockenheim, in Le Castellet oder Most brachten uns viel Spaß und Abwechslung. Bekanntschaften und Freundschaften blieben bis heute. Bei unserem Rotkäppchen, dem von Grund auf restaurierten Jaguar E-Type 3,8 l, wurden von unserem Freund Dr. René Pietz, damals noch Student der Medizin, im ersten Rennen beim Boxenstopp ohne Rücksicht auf verbrannte Fingerkuppen rasant die Kerzen getauscht oder die Fahrertür in Windeseile ausgebeult, alles, um flott weiterfahren zu können.

 

Der Klau

Kummer gab es zwischendurch auch, als uns in Baden Baden aus der Tiefgarage eines renommierten Hotels ein Mercedes 300SL Roadster gestohlen wurde. Lange Prozessdauer und Beharrlichkeit führten am Ende zum Erfolg. Am OLG Karlsruhe gab es ein Grundsatzurteil, welches dann auch in der Fachpresse behandelt wurde.

Olivenöl oder doch Motoröl?

Der Jaguar E-Type wurde in den 90ern nach England verkauft und mit diesem Geld wurde ein „Häuschen“ in Italien erstanden, wo wir weiter wohnten und werkelten. Diesmal waren es Natursteinmauern und Olivenbäume die gepflegt werden wollten. Und unser eigenes Öl konnten wir ernten! Irgendwann wurde der Weg zu weit, das Haus und die Natursteinmauern waren fertig und wir entdeckten den Bodensee. Ruhigere Zeiten brachen an, dachte man. Wenn man nicht die Classic Garage Bodensee entdeckt hätte, wo man sich mit Gleichgesinnten treffen kann und einfach wieder Benzinluft atmen kann.

So wird das wohl immer weitergehen!

Sita Becker, September 2009